Ist das alles bio?

Was man isst verändert die Welt. Was man pflanzt auch.

Mit jeder Tomate und jeder Karotte unterstützen Sie eine lange Kette an Auswirkungen, die wie das Kielwasser eines Bootes den Weg der Lebensmittel zu ihrem Teller bestimmen. Dieser Weg der Produkte aus dem Küchengarten - das Kielwasser, sozusagen - ist möglichst sanft, möglichst regional, möglichst im Sinne der Vielfalt und Nachhaltigkeit. Natürliches Material aus der unmittelbaren Region, emissionsfreie Handarbeit, fairer Lohn für Mitarbeiterinnen, Samen von kleinstrukturierten Saatgutproduzenten mit ähnlicher Weltsicht, geförderte Vielfalt, Methoden im Einklang mit der Natur - das alles bewirkt Ihre Kaufentscheidung, wenn Sie in den Genuss von Produkten aus dem Küchengarten kommen. 

 


Also, ist das alles bio?

Zunächst, "bio" ist nicht gleich bio und nicht unbedingt ökologisch. Gemüse und Kräuter aus dem Küchengarten sind mehr als bio, wenn damit eine Zertifizierung gemeint ist. Meine Praxis geht über die Bio-Zertifizierungsstandards hinaus. Sogenannte "Pflanzenschutzmitteln", die auch im Rahmen von Bio-Zertifizierung zulässig sind, sind im Küchengarten verbannt. Ebenfalls Pflügen und Umgraben ist für mich ein No-Go, damit das Bodenleben intakt bleibt. Dadurch wird auch die unnötige Freisetzung von Kohlendioxid (CO2) vermieden. 

"Nachhaltig" ist für mich nicht genug. Wie John Kempf, Experte für regenerative Landwirtschaft, sagt, "Was wir derzeit haben ist nicht gut genug, um bloß nachhaltig zu arbeiten. Wir müssen es noch besser machen."

 

Mit wenigen, einfachen Handwerkzeugen arbeite ich möglichst schonend, dem Bodenleben und mir selbst zuliebe. Was das unterirdische Ökosystem für uns bedeutet habe ich in meinem Gartentagebuch 2018 erzählt: "Geht es dem Boden gut, geht es uns allen gut."

Seit 2020 ist es noch radikaler geworden, weil ich das Ziel noch höher setze, und zwar möglichst wenig Inputs, sogar möglichst wenig Bio-Kompost. Das bedeutet, dass nur homöopathische Dosierungen von Kompost auf die Beete kommen. Der Neustart in Oberwart 2021 war zugleich eine Herausforderung und ein Experiment. Gelingt einen Low-Input Ansatz von Beginn an, auf ungedüngter Wiese mit schwerem Lehmboden? So habe ich für die Marktgärtnerei radikal minimalistisch begonnen: Ohne Umgraben Beete mit biologischen Abfallprodukte aus der Region - "Biofaser" aus der Biogasanlage von Hallers Kreislaufwirtschaft in Markt Allhau sowie Silage. Die Wege bleiben begrünt.  Bilder und Details zu meiner Anbauweise sind hier.

 

Übrigens: Bio ist nicht alles.

Wissen Sie woher ihr Gemüse kommt? Durch welche Hände es gegangen ist? Unter welchen Bedingungen es gewachsen ist? Wann es geerntet wurde? Wie viele Kilometer es hinter sich hat und unter welchen Bedingungen es transportiert wurde? Ob der Produzent finanziell gesund ist?

Bio-Zertifizierung ist gut, wenn man die Herkunft nicht kennt, ist aber keinesfalls Garantie, dass die Produkte...

  • frisch sind,
  • eine gute Ökobilanz aufweisen,
  • den Erhalt alter Sorten sichern,
  • ohne Ausbeutung von Bäuerin und Erntehelfer ("fair trade") auf das Regal kommen.

Das Gemüse aus meinem Küchengarten geht mindestens 5 Mal durch meine Hände - vom Aussäen und Auspflanzen bis zum Ernten, Waschen und Packen. Also, echte Handarbeit von Samen zum Teller.