Meine Beweggründe


Foto: Kary Wilhelm, 2017
Foto: Kary Wilhelm, 2017

Servus!

Ich bin Tanja und kultiviere mit der Natur seit 2017 Gemüse und Kräuter hauptberuflich, zunächst auf einem gepachteten Feld in Tirol und seit Sommer 2021 auf eigenem Feld in Südburgenland. In meinem Küchengarten wachsen vielfältige, überwiegend alte Sorten aus aller Welt, die selten wenn überhaupt in Supermärkten und Bauernläden zu finden sind. Über das ganze Jahr baue ich über 400 Sorten in bunter Mischkultur an.

 

Was ist ein Küchengarten?

Ein Küchengarten (auch "Feldgarten" oder "Potager") ist ein Garten, wo Gemüse, Obst und Kräutern erzeugt werden, traditionell um eine Herrschafts- oder Klosterküche zu versorgen. Wer frische, schmackhafte, reine Lebensmittel mit Freude und Leidenschaft für das Gute im Leben  gerne zubereitet, wird bei mir fündig. Ich teile gerne meine Lieblingsrezepte ->  hier

 

Warum ich das mache?

Vielfalt am Teller hängt von Vielfalt am Feld ab. Ich baue Gemüse und Kräuter an, weil ich und meine Kunden sonst diese Arten und Sorten nicht bekommen, aber auch weil es sinngebend ist, weil es mir dabei gut geht, weil es Freude macht, weil es spannend ist, weil ich stets am Lernen bin, weil ich Vertrauen im Lebensmittel brauche, weil es den Bienen und allen anderen Lebewesen gut tut, weil ich gutes Essen genieße, und und und. 

 

Was mich bewegt?

Zunächst sind es die Kinder, die mich im Garten besuchen und erstrahlen, wenn sie Erdbeere frisch von der Pflanze naschen, die Lebewesen im Garten entdecken, oder eine Karotte aus der Erde ziehen.

Aber auch, weil ich diese Arbeit wertvoll empfinde. Schon in jungen Jahren lernte ich das Hegen und Pflegen eines Gemüsegartens, das Ernten, das Kochen und das Konservieren von frischem Obst und Gemüse.  Seit ich die selbstversorgende Family Farm meiner Familie in Wisconsin verließ, habe ich immer "gegartelt" und das, was der Garten hergab, mit Freude genützt und geteilt, ob Gemüse und Obst, Blumen und Blätter, Setzlinge oder Samen. Über die Jahre ist meine Sehnsucht nach Gemüse direkt vom Garten gewachsen, insbesondere nach den Zutaten, die selten wenn überhaupt im Supermarkt oder Bauernladen zu finden sind, unter anderem die knackig-frische Süße von frischen Erbsen, der komplexe Geschmack von alten Tomatensorten, die unvergleichbare Süße von Zuckermais direkt nach der Ernte, das erstaunliche Spektrum an Geschmack und Farbe unter dem "Grünzeug" - von Grünkohl, Mangold und Co über asiatischen Blattsenf  - sowie die feinen Nuancen unter den Kräutern in sämtlichen Farbtönen und Aromen.

 

Warum jetzt?

Es stimmt, ich begann in einem späteren Alter.  Nach viel Glück im Unglück bei einem Unfall 2016, fragte ich mich, was ich noch in und mit meinem Leben machen will und die Antwort war sofort da: Gemüse professionell anbauen. Dann entdeckte ich, dass eine neue Generation von hart arbeitenden und höchst professionalisierten Alt- und Jungbauern/bäuerinnen den kleinskalierten Ackerbau in Nordamerika und Großbritannien unter dem Stichwort "Market Gardening" wiederaufleben lassen. Dabei haben sie nicht nur den Ertrag ihrer Feldern vor Augen sondern auch die Gesundheit von Natur und Mensch. Nun schlug ich einen neuen Weg in meiner Lernbiographie ein, oder vielleicht besser:  viele wertvolle Umwege brachten mich wieder auf meinem ursprünglichen Weg? Jedenfalls erkannte ich, dass die Zeit nun reif war, mein Wissen und meine Erfahrung in der Wirtschaft, im Ackerbau und in der Pädagogik mit meiner Sehnsucht nach guten, vielfältigen Lebensmitteln zusammen zu führen.

Inzwischen entwickelt sich Market Gardening rasant in Österreich. Es ist eine Ehre, mit Kolleg*innen das "Market Gardening Austria" Netzwerk zu begleiten und der Facebook-Seite "Österreichs Marktgärtner*innen" zu bedienen.  Besonders stolz bin ich darauf, dass wir - Felix Münster, Chris Weinert und ich - im Sommer 2022 den Verein "Marktgärtnerei Österreich" gegründet haben. Mehr über Market Gardening können Sie in meinem Blog dazu hier erfahren. 

 

Meine Philosophie?

"Einen positiven Beitrag leisten" lautet seit langem mein Lebensprinzip. Noch wichtiger ist aber mein Stehsatz für das, was ich im Küchengarten tue: "Growing food is a cultural act." Es ist eine kulturelle Handlung Gemüse anzubauen, ebenfalls wie Essen eine landwirtschaftliche Handlung ist. Dieser Stehsatz - "Eating is an agricultural act." - kommt von Wendell Berry, einem amerikanischen Dichter, Literaturwissenschaftler und Bauer. Aus seiner Sicht wissen wir erst das Essen zu schätzen, wenn wir die Verbindung zwischen Acker und Lebensmittel erkennen. Nachhaltigkeit beginnt bei der Erzeugung von Lebensmitteln, allerdings vollendet sie sich erst bei der Kaufentscheidung und Verarbeitung seitens der Konsument*innen. Wir sind miteinander und mit der Natur verstrickt. 

 

Vier Prinzipien leiten meine Entscheidungen und meine Praxis.

Genuss bedeutet, Sorten ausgewählt nach den Sinneskriterien Geschmack, Aroma, Farbe und Form. 

Vielfalt heißt, alte und neue, lokale und globale Sorten in Zusammenspiel zu bringen. 

Einfachheit im Küchengarten heißt, mit der Hilfe einfacher Werkzeuge und durch schonende Handarbeit mit der Natur zu arbeiten. 

Selbsterneuerung bedeutet, eine bodenaufbauende, mit der Natur harmonierende Anbauweise sowie ein taugliches "vom Garten zum Tisch" Betriebsmodell, das mich ermöglicht, diese Arbeit zu machen.